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Ausstellungstext der aktuellen Arbeit
EVAS SCHOSS
Evas Schoss ist der bildhafte Ausdruck für einen Ort des Werdens, des Entstehens. Einem Uterus ähnelnd symbolisiert die Komposition Fruchtbarkeit, der Anfang von uns aller – der Mythos Eva als Urmutter unseres Seins.
Das Bild der Eva ist stark geprägt von mittelalterlichen, damals hauptsächlich durch den männlichen Blick kreierte Ideologien. So galt das weibliche Geschlecht als hinterhältig, schwach, naiv, flatterhaft und vor allem durch das offensichtliche Austragen der gezeugten Frucht sexuell getrieben. Durch ihre Willensschwäche und Sündhaftigkeit ist Eva - und diese Negativvorstellung prägte das damalige gängige Frauenbild massgeblich - verantwortlich für den Fall der Menschlichkeit aus dem Paradies, verantwortlich für die grosse ERBSÜNDE.
Auch heute finden sich immer noch Eva Narrative im Verständnis von Frausein. Denn der Irrglaube, etwas zu sein, was uns durch stark geführte Doktrinen auferlegt wurde, lässt sich nur schwer verlernen.
So ist Evas Schoss der Versuch, diese alten, uns immer noch prägenden Dogmen aufzulösen. Inhaltlich zugespitzt durch die Darstellung vom Stöckelschuh - der als sexistisch aufgeladenes Objekt, aber auch als Weiblichkeit per se verstanden wird - in Verbindung mit der Krawatte als Männlichkeit, welche der Komposition zusätzlich eine erotische Komponente verleiht, wird Eva zur machtvollen, Leben schenkenden Frau.
Evas Schoss skizziert damit ein Frausein, das das Trauma der Erbsünde überwunden hat:
stark, souverän und selbstbewusst.
Ausstellungstext 2024, Renate Fluri
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